Deutsches Hugenotten-Museum Bad Karlshafen |
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Geschichte - 4. Der französische Reformator Calvin1. Wie die Hugenotten zu ihrem Namen kamen 1509 - 1534: Calvins Lehrjahre als Jurist, Humanist und überzeugter ChristJohannes Calvin Der Vater der Hugenotten, Jean Calvin, kam am 10.7.1509 in Noyon (Picardie) als Sohn des bischöflichen Verwaltungsbeamten Gérard Chauvin (Cauvin) zur Welt, der ihn zunächst für eine theologische, dann für eine juristische Laufbahn bestimmte. Jean Calvin begann seine Ausbildung 1523 in Paris bei Mathurin Cordier, der später in Genf sein Mitarbeiter im Schulwesen wurde. Seit ca. 1528 setzte Calvin seine Studien als Jurist in Bourges und Orléans fort. 1531 bis 1532 widmete sich Calvin wieder in Paris der antiken Literatur und dem Humanismus in Paris. Calvin schloß sich dann kirchlichen Reformbestrebungen des Humanisten Jacques Lefevre an und erlebte 1533/34 eine Bekehrung, die ihn für den Rest seines Lebens zu einem überzeugten Christen und Anhänger der theologischen Erkenntnisse Luthers machte. 1534 - 1536: Calvins Wanderjahr als Literat und geistlicher BeraterJean Calvin Sein reformatorischer Durchbruch brachte Calvin zwangsläufig in den Gegensatz zur offiziellen katholischen Kirche in Frankreich, die ihn mit seinen Gesinnungsfreunden hinfort unerbittlich verfolgte. Calvin verließ Paris und suchte Zuflucht im südfranzösischen Nerac bei der protestantenfreundlichen Schwester des französischen Königs Margaretha von Navarra, kehrte aber noch 1534 wieder zurück in die Hauptstadt. Die neu ausbrechenden Verfolgungen der Protestanten veranlassten Calvin, sein Heimatland Frankreich endgültig zu verlassen. Er ging zunächst nach Basel, wo 1535 die erste Auflage seines Hauptwerks Institutio religionis christianae erschien mit einer apologetischen Vorrede an den französischen König Franz I., der sich dadurch jedoch nicht zu einer freundlicheren Haltung gegenüber den Protestanten in seinem Land veranlaßt sah. Von Basel reiste Calvin Ende März 1536 über die Alpen in die Lombardei zu Renata von Ferrara, Tochter Ludwigs XII. von Frankreich und Ehefrau des Herzogs Herkules von Este. Die Fürstin wurde zur lebenslangen Freundin Calvins, der sie hinfort in geistlichen Dingen beriet und ihr von Genf aus seelsorgerliche Briefe sandte. 1537 - 1538: Calvins Kirchenzucht und erneute WanderschaftJohannes Calvin Johannes Calvins Lebensplan sah jetzt eine Gelehrtentätigkeit in Straßburg vor. Auf dem Weg dorthin kam er über Genf, wo der Südfranzose Guillaume Farel aus Gap für die Reformation tätig war. Er bedrängte Calvin, die Verantwortung für den Durchbruch der Reformation in Genf zu übernehmen. Calvin ließ sich überreden und führte zusammen mit Farel erste Neuerungen im kirchlichen Leben der Genfer Bürger ein, die jedoch mit den Maßnahmen der Kirchenzucht Calvins, die Folgerungen für das persönliche Leben jedes Einzelnen hatte, nicht zufrieden waren. Der Rat der Stadt Genf entsetzte schließlich am 23.4.1538 Calvin und Farel ihrer Ämter und zwang sie, die Stadt zu verlassen. Calvin wandte sich in das ihm vertraute Basel und zog von dort weiter nach Straßburg wo er nach Vermittlung Martin Bucers Pfarrer der französischen Flüchtlingsgemeinde in der elsässischen Stadt wurde. 1540: Calvins PrivatlebenIm August 1540 heiratete Calvin in Straßburg Idelette de Bure, die Witwe eines in die reformierte Kirche zurückgekehrten Wiedertäufers. Drei Söhne des Ehepaares starben früh, seine Ehefrau verlor Calvin nach nur neunjähriger glücklicher Ehe, ein Ereignis, das der Reformator bis zu seinem Tod nicht verschmerzte. 1541 - 1553: Calvins neue KirchenordnungJohannes Calvin In Genf hatten sich inzwischen die politischen Verhältnisse geändert. Die Calvin feindlich gesonnenen Libertiner hatten nicht mehr die Oberhand, so dass der Reformator auf Bitten des Genfer Stadtrats mit dem Ehrengeleit eines Genfer Herolds Straßburg verließ und am 1.9.1541 wieder in die Stadt am Lac Leman zurückkehrte, um bis zu seinem Tod dort zu bleiben. Jetzt gelang es Calvin die von ihm konzipierte neue Kirchenordnung (Ordonnances ecclésiastiques) dauerhaft einzuführen, die das kirchliche, soziale und sittliche Leben der Christen regelte. Danach gab es vier kirchliche Ämter:
1541 - 1553: Calvins seelsorgerisches Wirken und nachhaltige LehreJohannes Calvin Calvin wirkte aber nicht nur im kleinen Genf für die evangelische Sache, sondern europaweit durch eine umfassende Korrespondenz und zahlreiche Reisen. Seine Trostbriefe an die verfolgten Hugenotten zeigen ihn als einen feinfühligen und mitleidsvollen Seelsorger. Um Pfarrer für die Hugenottengemeinden in Frankreich und im Refuge zu haben, gründete Calvin die Genfer Akademie, deren Leitung Theodor Beza aus Vezelay in Burgund übernahm. Calvin selbst predigte und lehrte regelmäßig in der Genfer Hauptkirche St. Pierre. Seine Bibelauslegungen zu fast allen Büchern des Alten und Neuen Testaments waren für die Studenten aus aller Welt, die nach Genf kamen, richtungsweisend und wurden im Corpus Reformatorum für die Nachwelt veröffentlicht. 1553: Schatten über Calvins Ansehen als ReformatorArzt Michael Servet Ein Schatten fiel auf das Ansehen des Reformators durch die Verurteilung und Verbrennung des spanischen Ketzers Michael Servet, der die göttliche Dreieinigkeit geleugnet hatte und auf der Flucht vor der katholischen Inquisition 1553 nach Genf kam. Calvin beantragte den Tod des Ketzers und erhielt dafür auch die Zustimmung der evangelischen Schweizer Kantone. Der Genfer Rat verurteilte Servet am 26.10.1553 wegen Gotteslästerung zum Feuertod. Ein Versuch Calvins, dieses Urteil in eine "mildere" Todesstrafe (mit dem Schwert) abzuwandeln, scheiterte. Der Servet-Prozess hat das Bild Calvins in der Geschichte nachhaltig getrübt. 1564: Calvins AbschiedJohannes Calvin Seine letzten Lebensjahre waren überschattet von zunehmender Leibesschwäche und Krankheiten, die den Willensstarken immer mehr niederdrückten. Am 27.5.1564 starb Calvin in Genf bewusst und seinem Glauben getreu, nachdem er sich in Briefen an den Genfer Rat und an die Genfer Pfarrer für immer verabschiedet hatte. Nach seinem eigenen Wunsch wurde seine Grabstelle nicht gekennzeichnet. Er hatte nicht die eigene, sondern Gottes Ehre gesucht. |
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