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Nikolaus Daniel Chodowiecki

Biografie - Teil 1

Nikolaus Daniel Chodowiecki
Nikolaus Daniel Chodowiecki

Nikolaus Daniel Chodowiecki wurde am 16. Oktober 1726 in Danzig als Sohn des polnischen Getreidehändlers Gottfried Chodowiecki (1698-1740) und der Marie Henriette Ayrer geboren.

Der Vater unterrichtete den Sohn in Miniaturmalerei, seine Mutter, die aus der hugenottischen Familie de Vaillet stammte, erzog ihn in der französisch-reformierten Tradition der Réfugiés. Zeitlebens blieb Daniel Chodowiecki dieser Tradition treu.

Als reformierter Christ führte er ein betont religiöses Leben. Aus seinen Tagebuchaufzeichnungen wissen wir, dass er den sonntäglichen Gottesdienst zweimal besuchte und sich Notizen über die Predigt machte, die er anschließend im Familienkreis erörterte.

Seine berufliche Arbeit betrachtete der Künstler Chodowiecki als "Dienst an Gott", und Pflichterfüllung gehörte zu den Grundauffassungen seines Lebens (Badstübner-Gröger).

Mit 17 Jahren kam Daniel Chodowiecki in das Haus seines Onkels nach Berlin, wo er Anschluss an die dortige französische Kolonie fand. Er heiratete am 18. Juli 1755 Jeanne Barez, die einer hugenottischen Familie entstammte. In der Französischen Kirche in Berlin übernahm Chodowiecki Ehrenämter als Ältester und Diakon.

Künstlerisches Schaffen

Der Künstler Chodowiecki beschäftigte sich zunächst mit Emailmalerei, eine Karriere als Maler wollte nicht gelingen. Er wurde bekannt und berühmt mit seinen Darstellungen des Berliner Alltagslebens, die er zumeist kleinformatig radierte.

Nachdem er mit dem einem Justizmord an einem Hugenotten gewidmeten Kupferstich "Abschied des Calas von seiner Familie" 1767 den Durchbruch als anerkannter Graphiker erreicht hatte, wurde er ein gefragter Buchillustrator, der viele Werke der deutschen Klassik mit seinen Stichen ausschmückte.

Hervorzuheben sind besonders seine Illustrationen für das Elementarwerk des Johann Bernhard Basedow (1723-1790) ein Schulbuch des führenden Pädagogen seiner Zeit, das Chodowiecki mit zahlreichen Kupfern ausschmückte, die Porträtstiche des Berliner Künstlers für die Physiognomischen Fragmente des Zürcher Pfarrers und Goethefreunds Johann Caspar Lavater (1741-1811) und die Bildbeigaben Chodowieckis in den Almanachen seiner Zeit, insbesondere im Göttinger Taschen Calender des Zeitkritikers und Philosophen Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799).

Kunst für die Hugenotten

Chodowieckis Radierungen griffen wie das Calas-Blatt häufig Themen aus der hugenottischen Tradition oder dem Leben im deutschen Refuge auf. So zeichnete und radierte er zwei Folgen zur Bartholomäusnacht und verschiedene Einzeldarstellungen zur Geschichte der Hugenotten in Frankreich.

In Berlin porträtierte er in humorvoller Weise den Berliner Seifenhändler Henry Gierart, den Réfugié Nicolas Fonvielle (der Würfler) und den Ausflug seiner Familie in die Hugenottensiedlung Buchholz bei Berlin (die Wallfahrt nach Französisch-Buchholz).

Das Chodowieckische Familienbild Cabinet d'un peintre wird von Sammlern gesucht, ebenso die Darstellungen der anmutigen jungen Mädchen aus der Berliner französischen Kolonie.

Für das wichtigste hugenottische Geschichtswerk im deutschen Refuge von Erman und Reclam "Mémoires pour servir à l'histoire des Réfugiés François dans les États du Roi" schuf Chodowiecki neun Titelkupfer mit Darstellungen aus der Geschichte der Hugenotten in Preußen, u.a. die Aufnahme der Réfugiés durch den Großen Kurfürsten (1782, Bd. I).

Vermutlich aus dem Jahr 1785 stammt ein Fächer, dessen Bemalung Chodowiecki zugeschrieben wird, mit einer farbigen Wiedergabe des Französischen Doms in Berlin (im Museum dort). Über dem Turm steht die Inschrift:

"Die Toleranz baut die durch den Fanatismus zerstörten Kirchen wieder auf."

Brennende Häuser im Hintergrund erinnern an die Schicksale der Hugenotten in Frankreich und eine französische Inschrift an den Trost, den der Große Kurfürst den Hugenotten in Berlin spendete.

Auch bei der bildlichen Ausgestaltung des Französischen Doms als Bauwerk in Berlin war Chodowiecki beteiligt. Das umfangreiche Bildprogramm der Giebel geht auf ihn zurück und ist als ein besonderer Höhepunkt seiner künstlerischen Arbeit zu werten. Denn hier verbanden sich in anschaulicher Weise sein reformierter Glaube und seine soziale Einstellung mit dem künstlerischen Engagement für die Kolonie (Badstübner-Gröger).

Für die französische Kolonie in Berlin schuf Chodowiecki auch den Entwurf der Gedenkmedaille zum 100jährigen Jubiläum des Edikts von Potsdam am 29. Oktober 1785, ein Exlibris für die französische Seminarbibliothek und vor allem den Titelkupfer mit dem Harfe spielenden David für ein französisches Psalmenbuch, das 1759 erstmals in Berlin gedruckt wurde. Auch die Titelbilder für die Neuauflagen des Psalmenbuches von 1783 und 1791 gehen auf Chodowiecki zurück, der sein Thema, David mit der Harfe, variierte.

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Biografie - Teil II

1764 wurde Daniel Chodowiecki in Anerkennung seiner Verdienste Mitglied und 1797 Direktor der Berliner Akademie der Künste.

Am 7. Februar 1801 starb der Künstler, hochgeehrt und betrauert und wurde auf dem französischen Friedhof an der Berliner Chausseestraße beigesetzt. Der jetzige Grabstein auf seinem Grab stammt aus späterer Zeit.

Seine über 2.000 Kupferstiche, seine Zeichnungen, Miniatur- und Ölgemälde finden sich in vielen Museen und Privatsammlungen und halten die Erinnerung wach an den treuesten und liebenswertesten, selbstgenügsamsten Schilderer seiner Umgebung, den je eine Zeit gefunden hat (Paul Kristeller).

Autorin

Sibylle Badstübner-Gröger, Daniel Chodowieckis Arbeiten für die französische Kolonie in Berlin. In: Hugenotten in Berlin. Berlin 1988. Ursula Fuhrich-Grubert und Jochen Desel (Hg.), Daniel Chodowiecki (1726-1801). Bad Karlshafen 2001. Begleitbuch mit Katalog zur Ausstellung. Robert Violet, Daniel Chodowiecki (1726-1801). Eine verschollen geglaubte Autobiographie. Bad Karlshafen 2010.

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